Rennanalyse GP Emilia-Romagna 2024: Pirelli-Gummi zwingt Verstappen fast in die Knie (2024)

Wieso musste Max Verstappen zittern?

Start gewonnen, den Verfolger aus dem DRS-Fenster geschüttelt und den Abstand kontinuierlich ausgebaut. Max Verstappen hatte beim GP Emilia-Romagna alles im Griff. So schien es. Nahezu Langeweile machte sich ob der Dominanz des Weltmeisters breit. Doch in der zweiten Rennhälfte auf den harten Reifen kippte das Momentum. Der beruhigende Vorsprung von sieben Sekunden auf Lando Norris schmolz wie ein Eis in der Sommerhitze.

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Norris klebte mit dem McLaren im Heck seines Kumpels. Verstappen rettete am Ende 0,725 Sekunden über die Ziellinie. Nach dem Rennen klärte Technikdirektor Pierre Waché auf, weshalb es so knapp wurde. "Es lag am Setup, nicht am Verschleiß. Wir sind mit den Reifen aus dem Arbeitsfenster gefallen. Das Setup vom Freitag war ein Kompromiss." Niemand wusste nach dem verkorksten ersten Trainingstag zu 100 Prozent, wie sich das Auto im Rennen verhalten würde. Red Bull ließ zudem den harten Pneu am Freitag im Schrank.

Teamchef Christian Horner zeigte sich selbstkritisch. "Wir hätten vielleicht am Freitag mal die harten Reifen probieren sollen, statt uns zwei Sätze für das Rennen aufzuheben. Dann hätten wir bessere Informationen über diesen Reifentyp gehabt."

Verstappen schonte deshalb seinen schwarzen Kleber zu stark. Die Temperatur stürzte in den Keller und kam nie mehr zurück. Der dreimalige Weltmeister musste zudem aufpassen, keine weitere Track-Limit-Verwarnung zu kassieren. Er hatte schon drei gesammelt. Noch eine weitere und es hätte eine Strafe gehagelt. Ein Umstand, der die Situation verschlimmerte.

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Max Verstappens Vorsprung auf Lando Norris schmolz auf unter eine Sekunde im Ziel.

Wieso konnte Norris nicht attackieren?

Lando Norris war nach dem Rennen geknickt. Seine Aufholjagd hatte bei dem Miami-Sieger die Hoffnung geschürt, den zweiten Erfolg en suite zu feiern. Doch am Ende fehlte dem Engländer ein Wimpernschlag. Er glaubte fest, dass er Verstappen noch geschnappt hätte. "Zwei Runden mehr und ich hätte ihn gehabt."

Sein Teamchef Andrea Stella ließ das mit einem Augenzwinkern nicht gelten: "Wir waren ja schon 63 Runden gefahren, das hätte reichen müssen." Der Italiener sah bei Verstappen ein gutes Pflegen der Reifen als Schlüssel. "Max hat einen guten Job gemacht, was das Einteilen der Reifen angeht. Er hat sichergestellt, dass er genug Vorsprung für den ersten Platz hat."

Stella war mit der Performance zufrieden. "Es ist gut, ein Wörtchen um den Sieg mitzureden. Aber im ersten Stint ist die Schere zu weit aufgegangen." Dort hat McLaren das Rennen verloren. Wobei verloren ein großes Wort ist. Die Truppe aus Woking hatte zu diesem Zeitpunkt nicht damit gerechnet, noch so viel Druck auf Verstappen ausüben zu können. "Im ersten Stint hatte Max alles im Griff. Wir mussten eher nach hinten schauen, damit Lando vor Charles Leclerc bleibt."

Die Reifen waren der Schlüssel. "Es war interessant zu sehen, dass die Reifen nur in einem ganz kleinen Fenster funktioniert haben. Die Kombination von Reifen, Auto und Fahrer war heute teilweise so unterschiedlich, dass es diese starken Veränderungen gab."

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Lando Norris drehte den Spieß auf den harten Reifen um und setzte Red Bull unter Druck.

Warum verlor Leclerc den Anschluss?

Sieben Sekunden hinter dem Doppel Verstappen/Norris kreuzte Charles Leclerc die Ziellinie. Das reichte zu Platz drei beim Heim-Grand-Prix. Zu wenig für das anspruchsvolle Publikum – und auch die eigenen Erwartungen konnte die Scuderia am Rennsonntag nicht erfüllen.

Teamchef Frédéric Vasseur hatte wie bei Red Bull und McLaren die Reifen im Visier. "Wenn du mehr pushst, forderst du die Reifen zu stark. Im Endeffekt bezahlst du dann dafür, weil dir der Reifen das nicht so schnell verzeiht."

Die Dirty-Air spielte beim Europa-Auftakt eine bedeutendere Rolle als in anderen Rennen der bisherigen Saison. Das wirkte sich zusätzlich negativ auf die sensiblen Pirelli-Pneus aus. Vasseur analysierte: "Du konntest zwar hinterherfahren, aber Überholen war unter den ersten Fünf nicht möglich. Die Autos sind mittlerweile zu nah beieinander."

Als Leclerc dicht an Norris dran war, rutschte er in Runde 48 in der Variante Alta über das Gras. Danach hatte er die Reifen eckig gebremst und musste Norris ziehen lassen. Das Rennen hatte Ferrari schon am Samstag verloren. "Wir sind hinter Max und Lando gestartet. Dann wird es auf dieser Strecke extrem schwer, noch etwas auszurichten."

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Ferrari verlor das Rennen in Imola wegen der schlechten Startplätze. Charles Leclerc machte zudem einen Fehler.

Wieso stoppte Russell zweimal?

Mercedes kann von Siegen und Podien aktuell nur träumen. Die Silberpfeile von Lewis Hamilton und George Russell trudelten im Niemandsland auf den Plätzen sechs und sieben ein. Das ist nicht der Anspruch der einstigen Dominatoren, aber aktuell die Realität. Hamilton flog in Runde 26 in der Acque Minerali neben die Strecke. "Ich hatte einen Ausrutscher, der mich etwa fünf Sekunden gekostet hat."

George Russell lag im Rennen bis zu seinem Stopp in Runde 21 sicher vor seinem englischen Landsmann. Doch sein Team holte ihn im 52. Umlauf zum zweiten Mal an die Box. Teamchef Toto Wolff erklärte die Entscheidung: "Wir haben ihn im ersten Stint früh reingeholt. Dann haben die Reifen stärker nachgelassen, als wir gedacht haben."

Sein Fahrer war angefressen. Er selbst wollte nicht so früh an die Box kommen und bezahlte auf der Strecke dafür. Als Gegenleistung bekam Russell frische Reifen aufgeschnallt und schnappte sich noch die schnellste Rennrunde, die einen Punkt auf sein Konto schaufelte.

Die Entscheidung der Mercedes-Strategen war clever. Ohne den zweiten Stopp Russells, wären beide Piloten ebenfalls auf den Rängen sechs und sieben gelandet. Aber keiner der Fahrer hätte die Chance gehabt, noch die schnellste Rennrunde zu setzen. So maximierte Mercedes sein Punktekonto an dem Wochenende. Erfreulich war für die Truppe aus Brackley auch der Umstand, dass sowohl Hamilton als auch Russell den zweiten Red Bull von Sergio Perez schlagen konnten.

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Lewis Hamiltons Ausrutscher in Runde 26 hatte keinen Einfluss auf seine Platzierung.

Wieso fiel Hülkenberg aus den Punkten?

Nico Hülkenberg konnte den Mexikaner nicht schlagen. Der Deutsche fuhr als Elfter ins Ziel. 7,4 Sekunden fehlten dem Haas-Piloten am Ende auf Yuki Tsunoda, um etwas Zählbares aus dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari zu entführen.

Dabei hatte sich der Beginn des Rennens gut angelassen. Von Startplatz zehn katapultierte sich der 36-Jährige sofort auf Rang acht und übertölpelte Tsunoda sowie dessen Teamkollegen Daniel Ricciardo. Die Toro Rosso hatten sich für die Innenseite in der Anfahrt auf die erste Kurve entschieden. Hülkenberg blieb außen. "Der Start war sensationell", freute er sich im Anschluss des Rennens.

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Nico Hülkenberg konnte Yuki Tsunoda im Toro Rosso und Red-Bull-Mann Sergio Perez nicht hinter sich halten. Der Deutsche wurde Elfter.

Auf das Highlight folgte aber eine Verteidigungsschlacht, die unbelohnt blieb. Toro Rosso probierte mit Tsunoda den Undercut, der im Haas-Tor einschlug. Die Strategen holten Hülkenberg in Runde 13 an die Box und reagierten umgehend auf den ärgsten Konkurrenten. Der nächstjährige Sauber-Pilot kritisierte die Entscheidung. "Wir hätten nicht stoppen sollen. Wir hatten eh nur eine 70-80 prozentige Chance vor Tsunoda zu bleiben. Und dann 50 Runden auf dem harten Reifen waren echt hart."

Der Verkehr gab seinem Satz harter Pirelli-Reifen den Rest. "Ich hing zehn Runden lang hinter Sargeant fest. Das hat meine Reifen gekillt." Dass Sergio Perez und Lance Stroll noch an ihm vorbeistürmen wunderte ihn nicht. Die beiden konnte der erfahrene Pilot nicht halten. "Gegen Perez und Stroll hatte ich keine Chance. Das sieht man auch, wenn man den Abstand zu uns sieht. Das ist eine eigene Liga."

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Joel Lischka

Redakteur

Als multimedialer Motorsport-Redakteur bespiele ich die Kanäle Online, Print, YouTube und Social Media.

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